Chronik des USV Lehner Oed/Zeillern
Die Anfänge des Oeder Fußballs, dem „SV Oed bei Amstetten", liegen zu Beginn der fünfziger Jahre. Im November 1952 wurde erstmals versucht, bei der BH Amstetten eine Vereinsmeldung betreffs Bildung eines Sportvereins in Oed schriftlich einzugeben. Nach erheblichem Schriftverkehr bezüglich der Leumundszeugnisse der Proponenten, Kenntnisnahme der Sicherheitsdirektion für das Land Niederösterreich behufs Vormerkung und Überwachung des Nationalsozialistengesetzes 1947 rückermittelte Akten mit der Aufforderung, jedes Statutenexemplar mit öS 1,50 Stempelmarken, das Ansuchen selbst aber mit öS 6.- zu bekleben, war es soweit: Von Amts wegen wird Herrn Dr. Ernst Hauff am 6. Februar 1953 mitgeteilt, dass der „Sportverein Oed bei Amstetten" nicht untersagt wird.
Damals bestiegen der Neuseeländer Edmund Hillary und sein Sherpa Tenzing als erste Menschen den Mt. Everest. In Österreich werden die Bezugskarten für Lebensmittel abgeschafft und Rapid wurde vor Austria Wien und dem First Vienna Football Club Meister der Staatsliga A. Vielleicht einigte sich der Vorstand des SV Oed bei Amstetten deswegen auf die Vereinsfarben „grün-weiß".
Der NÖFV beschloss in dieser Zeit die Einführung einer „Mittelschulmeisterschaft", der Vorläuferin der Schülerliga. Gemeinden und Industrie trieben gemeinsam den Sportplatzbau voran: Es entstand das „Alpenstadion" in Waidhofen/Ybbs, in St. Pölten, Ortmann und Neunkirchen wurden Sportanlagen errichtet, und in Oed war der Platz nächst dem Haus Wieser / Bichl, heute das Parkplatzgelände der Al Fahrtrichtung Wien. Auch die Volksschüler verbrachten so manche Turnstunde auf dem Fußballplatz. Bis in das Frühjahr 1953 wurden neben den Amtswegen gelegentlich Freundschaftsspiele abgehalten, auch die Reserve und Nachwuchsmannschaften beteiligten sich am Spielbetrieb. Die Gegner stammten aus der näheren Umgebung: Schaffenfeld, Aschbach, Neuhofen, Haag und Strengberg. In der Chronik ist da nach einem verlorenen Spiel in gestochener Schrift zu lesen "das Können konnte allerdings nicht immer mit dem Willen Schritt halten, aber bei intensivem Training werden sich so manche Fehler ausmerzen lassen...". Dieser Wink dürfte auf fruchtbaren Boden gefallen sein, denn am 5. Juli 1953 gewannen die Mannen des SV Oed „in einem äußerst fair geführten Spiel gegen die BSG Ybbstalbahn Waidhofen/Y klar mit 6:0.
Am Samstag, dem 7. März 1953 wurde in der 1. Generalversammlung ein Vorstand gewählt, der den SV Oed in das erste Meisterschaftsjahr in der 2.Klasse Ybbstal führte. Bereits drei Jahre Jahre später feierte der SV Oed den Meistertitel in seiner Klasse.
Der SV Oed kämpfte mit wechselndem Erfolg in der 1.Klasse Ybbstal und trat 1960 wieder den Weg ins Unterhaus an. Dennoch: Im gleichen Jahr konnte der Verein auf das heutige Areal übersiedeln, die alte Anlage musste derAutobahn weichen. Eine Holzbaracke ohne Strom und Fließwasser diente den Sport/ern als Umkleidemöglichkeit.
Im Jänner 1968 beschließt der Wiener Gemeinderat den Bau der U-Bahn, am 4. April wird der Bürgerrechtskämpfer Martin Luther King erschossen und am 11. August marschieren die Sowjets in der Tschechoslowakei ein. Fünf Monate vorher, am. 4. März 1968, nimmt die Sicherheitsdirektion der Republik Österreich mit der Zahl Vr-203/2-1968 die Namensänderung auf „SV Oed/ Zeillern" zur Kenntnis. Leider half der Bescheid nicht gegen den sportlichen Niedergang. Die sonst so penibel geführte Chronik endet mit dem Bericht über die Niederlage am 4.9.66 gegen Ardagger (1:2) und erwähnt das Meisterschaftsjahr 1967/68 mit keiner Zeile. Dem Vernehmen nach belegte die Mannschaft den letzten Platz in der 2.Klasse Ybbstal. Sei es aus Frust, beruflichen oder privaten Gründen, der Vorstand sah sich außer Stande, für die nächste Saison eine Mannschaft zu nennen.
Schweren Herzens entschloss er sich, den Verein vom NÖFV abzumelden, nicht ohne jedoch- quasi zum Abschied- mit drei Spielern anderer Vereine bei einem Turnier in Gloxwald teilzunehmen, das gewonnen wurde.
Die dritte Halbzeit war schon lange im Gange, die Kantine dem Vernehmen nach gut sortiert, als das Gespräch auf die Auflösung des Vereins kam. Im Zuge der Diskussion entschlossen sich die drei Gastspieler, (Leopold Mühlböck sen. Union Amstetten, Werner Krammer - ASK Amstetten und Helmut Spindler Union Ardagger) wieder zum SV Oed zurückzukehren oder den Verein zu wechseln. Am 15. Juli 1968 bildete sich ein neuer Vorstand. Es sollte die Geburtsstunde des „neuen" SV Oed/Zeillern" sein.
Die Abmeldung wurde also rückgängig gemacht, und mit dem Duo Leopold Mühlböck sen. als Sektionsleiter und Helmut Spindler begann eine erfolgreiche Ära. Funktionären und Spielern gelang die sportliche Konsolidierung des Vereins, auch baulich veränderte sich der Platz: 1971 wurde eine Tribüne gemauert, 1976 ein Kabinentrakt, Toiletten und ein Schiedsrichterraum — dem damaligen Standard entsprechend - errichtet. Als Buffet diente das alte Holzgebäude. Erst 1983/84 begann man mit einem Kantinenneubau. Der Vereins-name wurde 1979 für fünf Jahre aus Rücksicht auf einen vermeintlichen Mäzen auf „SV Citizen Oed/ Zeillern" geändert, ehe der Vorstand 1984 wieder den alten Namen bei der Behörde beantragte. Nur ein Jahr später fand man in der Person von Baumeister Josef Lehner aus Zeillern als Hauptsponsor einen verlässlichen Partner.
Mit diesem finanziellen Rückhalt ging es auf dem Spielfeld unter dem neuen Namen „SV Lehner Oed/Zeillern" erfolgreich weiter. Nach dem Meistertitel 1978/79 in der 1.Kl.West und dem Aufstieg 1981/82 in die Oberliga West kämpfte die Mannschaft ab 1986/87 mit den neuen Lehner- Dressen nur drei Jahre in der 2. Landesliga, ehe man 1989/90 in Niederösterreichs höchste Spielklasse aufstieg. Neben dem Meisterschaftsbewerb nahm die Mannschaft auch am Niederösterreich-Cup teil und konnte 1985 und 1988 den Titel eines NÖ-Cup Siegers erringen. Den absoluten Höhepunkt stellte aber das ÖFB Cupspiel gegen Rapid Wien dar. Am 10.9.1994 verlor der SV Lehner Oed/Zeillern das Spiel zwar nach einem Pausenstand von 0 zu 2 noch 0:6 (nicht nur eine Folge der Bierdusche eines Rapidfans, die der Oeder Tormann mit dem Anpfiff über sich ergehen lassen musste), aber sagenhafte 2500 Zuseher freuten sich über das Auftreten beider Mannschaften und nahmen die sowohl die hinter den Toren stationierten Polizisten samt ihren Diensthunden mit leiser Verwunderung als auch die Überlegenheit des österreichischen Rekordmeisters sportlich fair zur Kenntnis.
Den Erfolgen auf dem Spielfeld und dem Bemühen des Vorstandes war und ist es heute noch zu verdanken, immer mehr Persönlichkeiten des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens für den Verein zu begeistern. Mit der Errichtung des Sportzentrums in Oed 1991 erhielten die Sportler einen Trainingsplatz mit Flutlichtanlage. An dieser Stelle sei die intensive Pflege des Sportareals erwähnt. Mit hohem Zeitaufwand und Fachwissen werden die Plätze instand gehalten, eine Arbeit, für die sich auch Vorstandsmitglieder nicht zu schade sind. Obwohl das Gastspiel in der I.NÖ Landesliga 1996/97 zu Ende ging zahlreiche Leistungsträger ließen ihre aktive Laufbahn ausklingen und wechselten in den Vorstand - und man seit der Saison 2010/11 in der Gebietsliga West die sportliche Heimat findet, wurde weiter in die Zukunft des SV Lehner Oed/Zeillern investiert. Unter Obmann Josef Preuer und seinem Stellvertreter Helmut Spindler wurde ein kompletter Neubau der Infrastruktur angedacht und 2007 begonnen. Zur gleichen Zeit wurde auch der Beitritt zum UNION Dachverband beschlossen und der Vereinsnamen auf USV Lehner Oed/Zeillern geändert.
2008 konnte der Kabinentrakt, 2010 die Kantine fertiggestellt werden. Nach der Neugestaltung der Tribüne segnete Moderator Dr. Rupert Grill am 14. August 2011 im Rahmen einer Feldmesse die neugestaltete Anlage. Abseits der Baumaschinen wurde und wird konsequent mit dem Nachwuchs trainiert: Betreut von ausgebildeten Trainern tummeln sich an die siebzig Kinder und Jugendliche zu den Übungszeiten in Zeillern oder Oed und geben Zeugnis einer sehr aktiven und erfolgreichen Nachwuchsarbeit: Nach dem Gewinn des U8 Bewerbs 1998 sind der 2. Platz der Kampfmannschaft 2015, der Meistertitel 2012/13 und die überlegen gewonnene Meisterschaft 2014/15 der U23 ein untrüglicher Beweis dafür. Auch die gewonnene Meisterschaft in der Gebietsliga West 2023/24 gelang mit sieben “Ur-Oedern” in der Stammformation und deutet auf eine starke Relevanz der Eigengewächse im Verein hin.
Im Hintergrund zieht Leopold Mühlböck jun. die sportlichen Fäden, um schlagkräftige Teams stellen zu können. Flohmärkte werden veranstaltet und gelegentliche Heurigenabende entlasten die Vereinskassa. Neben der Unterstützung durch Obmann Christian Spindler und seinem Team, die Gemeinden Oed-Öhling und Zeillern, bringt sich die heimische Wirtschaft immer wieder mit Zuwendungen, Bandenwerbung und Matchballspenden, die Firmen Hinterkörner und Hinterholzer mit Investitionen in die Sportanlage und die Firma Antares NetlogiX GmbH als Namensgeber der heimischen Sportstätte ein. Als fixer Bestandteil des Veranstaltungskalenders des USV Oed/Zeillern gilt das traditionelle Frühschoppen, das Besucher aus nah und fern anlockt. Der Vorstand des USV Lehner Oed/Zeillern ist sich darüber im Klaren, dass dieser erfolgreiche Weg nur durch eine gute Zusammenarbeit zwischen Verein und Gemeinde begangen werden konnte. Wenn auch noch das heimische Publikum und die Wirtschaftstreibenden diese Bemühungen auch in der Zukunft anerkennen, steht einer weiteren positiven Entwicklung nichts im Wege.